Serologie Christian 22. Mai 2024
Probengewinnung

Serologie

SEROLOGIE

Übersicht Probengewinnung – Serologie

Allgemeine Informationen – Probengewinnung

Probengefäße: Röhrchen ohne Zusätze, Röhrchen mit gerinnungsfördernden Zusätzen (Kügelchen, …), Röhrchen mit Gerinnungsaktivatoren und Trenngel

Bei der Blutabnahme (i. d. R. aus der Ellenbeuge, Vena cubitalis) ist zu langes Stauen vor der Punktion zu vermeiden, da dies z.B. die Gerinnung aktivieren oder eine Hämolyse verursachen kann. Auch zu starkes Ziehen am Kolben des Entnahmeröhrchens, überlanges Zwischenlagern oder Probenkühlung unter 0°C (z.B. durch Lagerung im Kühlschrank in der Nähe des Gefrierteils) können eine Hämolyse verursachen

Proben nach der Abnahme gut schwenken (nicht schütteln), um eine homogene Durchmischung zu erreichen.

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Für serologische Untersuchungen kann Voll(Nativ-)blut oder Serum eingesandt werden (für die meisten Antikörperbestimmungen ist auch EDTA-Blut geeignet):

Vollblut
Blutprobe ohne Antikoagulanz, Serum nicht von zellulären Bestandteilen separiert
Lagerung: Raumtemperatur

Bei längerem Transport (>24 Stunden) möglichst bereits abzentrifugiertes Serum einsenden:

Serum
Überstand der nach Ablauf der Gerinnung zentrifugierten Blutprobe ohne Antikoagulan

  • bei Blutentnahme ca. das Doppelte der erforderlichen Serummenge entnehmen und stehend lagern
  • 30-60min bei Raumtemperatur gerinnen lassen
  • während der Gerinnung nicht kühlen
  • 10min bei 1785xg zentrifugieren (Ausschwingrotor)
  • Serum innerhalb einer Stunde vom Blutkuchen trennen und in Probenröhrchen abfüllen.

Bei Verwendung von Serumröhrchen mit Trenngel kann das Serum über dem abgetrennten Blutkuchen stehen bleiben, das Zentrifugieren ist aber in jedem Fall notwendig. Nach der Zentrifugation dürfen keine Erythrozyten oberhalb des Trenngels verbleiben. Es sollten nur freischwingende Zentrifugen benutzt werden, da sonst die Serumtrennung unvollständig bleibt.
Lagerung: Kühlschrank

Probenmenge
Bei Anforderung bis zu 10 serologischer Parameter 9 ml Blut oder 5 ml Serum. Bei weiteren Anforderungen ist ein zusätzliches Probenröhrchen erforderlich. Bei dieser Probenmenge sind – wenn erforderlich – Wiederholungsuntersuchungen möglich.

Alle Proben werden zwei bis drei Monate aufbewahrt (eingefroren), um Vergleichs- oder Nachuntersuchungen zu ermöglichen.

Je nach Erreger und Testmethode kann es nach dem Auftreten der ersten Symptome einige Tage bis Wochen dauern, bis Antikörper nachweisbar sind. Daher ist es bei serologischer Diagnostik meist zweckmäßig, zwei Blutproben einzusenden, die erste unmittelbar nach Krankheitsbeginn, die zweite etwa 2-3 Wochen später, um Titerbewegungen beurteilen zu können.

Häufige Infektionen und mögliche Erreger

Folgende serologische Untersuchungen werden bei den unten stehenden Indikationen empfohlen:

Arthritis
Borrelia, Campylobacter, Chlamydia trachomatis (ev. auch Chlamydia pneumoniae), Hepatitis B, Mycoplasma pneumoniae, Parvovirus B19, Röteln, Yersinia

Embryopathie
CMV, Masern, Parvovirus B19, Röteln, Syphilis, Toxoplasmose, VZV

Exanthem
Borrelia, Coxsackie/Echo, EBV, HIV, HSV, Masern, Parvovirus B19, Röteln, Syphilis, VZV, Yersinia

Hepatitis
CMV, Coxsackie/Echo, EBV, Hepatitis A/B/C

Lymphadenitis
Adenovirus, CMV, EBV, HIV, Röteln, Syphilis, Toxoplasmose

Meningitis/Encephalitis
Adenovirus, Borrelia, CMV, Coxsackie/Echo, EBV, FSME, HSV, Masern, Mumps, Toxoplasmose, VZV

Myokarditis/Perikarditis
Adenovirus, Brucella, CMV, Coxsackie/Echo, EBV, Influenza, Mycoplasma pneumoniae

Respiratorische Erkrankungen
Adenovirus, Chlamydia pneumoniae, CMV, Coxsackie/Echo, EBV, Influenza, (Masern, Mumps), Mycoplasma pneumoniae, Parainfluenza, Pertussis, Q-Fieber, RSV, (VZV)

Urogenitalinfektionen
Chlamydia trachomatis, HSV, Syphilis

Hinweise zur Interpretation

Es ist zu beachten, dass es sich grundsätzlich um den indirekten Nachweis einer Erkrankung handelt: Es wird nicht der Erreger selbst, sondern die Reaktion des Immunsystems auf den Erregerkontakt nachgewiesen. Serologische Befunde werden daher durch den Zustand des Immunsystems des Patienten, die spezifische Biologie des Erregers und die daraus resultierende Erreger-Wirts-Interaktion beeinflusst.

Serologische Verfahren weisen in der Regel entweder erregerspezifisches IgM (als Antikörper der primären Immunantwort) oder IgG (als Antikörper der sekundären Immunantwort) nach. Zusätzlich – insbesondere bei schleimhautassoziierten Erregern (z. B. Chlamydien) – kann der Nachweis von erregerspezifischem IgA nützlich sein, der hier oft den IgM-Nachweis ersetzt.

Der Nachweis von IgM kann verursacht sein durch:

  • eine Akutinfektion
  • eine kurz zurückliegende Impfung
  • die Persistenz von IgM nach vor kurzem durchlaufener Infektion (in der Regel 3-6 Monate, in Einzelfällen mehrere Jahre möglich!)
  • eine Boosterung nach erneutem Kontakt
  • eine unspezifische Reaktion (z. B. durch polyklonale Stimulierung aufgrund anderer Infektion wie EBV oder HIV, Infektion mit verwandtem Erreger, chronisch entzündliche Erkrankungen insbes. des rheumatischen Formenkreises,…)

Der Nachweis von IgG kann folgende Bedeutung haben:

  • Akutinfektion: IgG oft in niedriger Konzentration nachweisbar, gleichzeitig positives IgM, Titeranstieg im Verlauf
  • chronische bzw. persistierende oder abgelaufene Infektion mit oder ohne Immunität (IgG persistiert oft über einen sehr langen Zeitraum [Jahre bis Jahrzehnte] und kann durch erneuten Erregerkontakt geboostert werden)
  • Immunität nach Impfung
  • n. Immunglobulingabe
  • Leihtiter der Mutter bei Säuglingen

Die Angabe von Symptomen und Erkrankungsdauer erleichtert die Interpretation ganz wesentlich und verbessert in vielen Fällen die Qualität der Befunde!